März 1918 – „Der Freidenker“ | Konflikte mit den Sozialdemokraten

Der Freidenker

Für das geschichtsträchtige Jahr 2018 möchten wir auch der Freidenker im Jahr 1918 „gedenken“. Grundlage dafür ist ein Forschungsprojekt zur Geschichte der österreichischen Freidenker, das nach Abschluss als Buch erscheinen soll. Die monatlichen Beiträge werden jeweils Artikel, Nachrichten und Meldungen im Original aus der seit 1896 regelmäßig erschienenen Zeitschrift „Der Freidenker“ sein, die auch heute noch für die Freidenker von Bedeutung sein könnten/sollten. Wie viele solcher Beiträge möglich sein werden, hängt davon ab, wie regelmäßig und wie vollständig „Der Freidenker“ erscheinen konnte, da finanzielle Probleme und Pressezensur während der Kriegsjahre das Erscheinen immer wieder erschwerten.

Die „Wiener Zeitung“ vom 12. März 1918 meldete, dass die Februar-Ausgabe der „Freidenker“ wegen mehrerer gegen das Gesetz verstoßender Passagen beschlagnahmt und die Weiterverbreitung verboten wurde. Da wie im Februar die unzensurierten Exemplare bereits an die Abonnenten ausgesendet worden waren, liegt in der Nationalbibliothek nur ein Exemplar mit vielen Leerstellen vor. Aus der Kundmachung im Amtsblatt der „Wiener Zeitung“ geht hervor, dass es bei den verbotenen Textstellen um Aberglaube, „Die arme Gottheit“ und „Kanonen und Kirchenglocken“ ging.

Obwohl das Kriegsende noch nicht absehbar war, wurde ein Konflikt der Freidenker mit der Sozialdemokratischen Partei – mit der sie viele grundsätzliche Überzeugungen teilten – bereits wieder aufgegriffen. Und so hieß es in einem langen, mit J.B. gezeichneten Artikel unter anderem:

„Freilich jammern die Sozialdemokraten schon: die Klerikalen sind eifrig am Werk. Ihre früher ärgsten Gegner haben sich aber die besten Waffen selbst stumpf gemacht. Natürlich, wenn man alles Geistige schnoddrig höhnend als Ideologie bezeichnet und glaubt, durch Lohnverbesserung allein die Menschen gescheiter zu machen, dann muß der Katzenjammer kommen. … Indolenz und Gleichgültigkeit hat man der Arbeiterschaft allem Geistigen gegenüber eingeimpft … Wer jetzt retten will, der rufe nach der Bruderschaft des reinen Geistes … .“

Die neben den Wiener Freidenker-Ortsgruppen V/VI/VII und X weiter besonders aktiven Ortsgruppe XVI/XVII kündigte im März 1918 zahlreiche und sehr unterschiedliche Vorträge an, darunter:
• „Ueber die Bernina in der Lombardei, Piemont, Savoyen. Stimmungsbilder aus der Schweiz und Italien aus friedlichen Zeiten“
• „Religiöses Leben der alten Aegypter, Babilonier und Syrer“
• „Die drohende Reaktion in Oesterreich“
• „Indische und persische Religionen“
• „Krieg und Kapitalismus“
• „Religionen der Griechen und Römer“
• „Streifzüge durch durch die Weltliteratur“

Auch die März-Ausgabe 1918 der Freidenker blieb von der Zensur nicht verschont – davon mehr im April 1918.

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1 Antwort

  1. sebi sagt:

    Meine Güte, die treiben einem wirklich die Tränen in die Augen: „Frau Kilic und die FDP haben die SPD und die jungen Sozialdemokrat*innen an ihrer Seite, wenn es darum geht, für Freiheit, Demokratie und Vielfalt einzustehen!“ Wenn die Sozialdemokrat*innen uns wenigstens sagen könnten, in welches der 57 muslimisch dominierten Staaten der Welt mit „Freiheit, Demokratie und Vielfalt“ sie in aller Solidarität übersiedeln werden, wenn es mit der Islamisierung hier in Deutschland aus Solidarität mit dem über Jahrhunderte gewachsenen islamlosen soziopolitischen Gefüge doch nicht so recht vorangeht.

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